Das Gerippe wird zum dem Tauchboot Philippinen

Hallo Leute, es ist jetzt schon einige Tage her das ich euch mit Neuigkeiten zu unserem neuen Tauchboot Philippinen der M/Y Azalea versorgt habe. Jetzt, da wir uns mit dem Bau unserer Yacht auf der Zielgraden befinden, gebe ich euch gerne ein Update den Stand der Dinge am Bauplatz. Wie gewohnt lasse ich es mir auch nicht nehmen, euch an den Besonderheiten im Ablauf eines solchen Projektes in den Philippinen teilhaben zu lassen.

Wohlwissend das ein Schiffsbau in den Philippinen sehr den landesspezifischen Gepflogenheiten unterliegt, sind wir jetzt auf sehr gutem Weg unser Boot mit einiger Verspätung fertig zu stellen.
Vielleicht muss man es blauäugig nennen anzunehmen, dass man nach achtjähriger Projekterfahrung in den Philippinen die Unabwägbarkeiten der philippinischen Logistik und die Mentalität der Filipino kennt. Nein, hier ist alles anders als das was man von europäischen Projektmanagement und nicht zu vergessen einer funktionierenden Logistik kennen und schätzen gelernt hat.

Philippines Liveaboard sceletumDas Ding mit der Mathematik

Hier nur ein Beispiel, das mein tägliches Leben zwischen Computer, Telefon und dem Bauplatz des Bootes derzeit zu einem 20 Stunden Tag werden lässt.
Der Rumpf unseres Bootes mit seiner Gesamtläng von 22 Metern wurde mit 64 Rippen aufgebaut. Jeder dieser Rippen hat sieben Verbindungspunkte, die mit Edelstahl Schrauben verbunden wurden. Mein Vorarbeiter für den Bootsbau, der im Übrigen ein sehr sparsamer Mann ist, bekam die Aufgabe zu ermitteln wie viele Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben wir benötigen denn um den Rumpf aufzubauen. Als sparsamer Mann schätze er erst einmal das 250 Schrauben wohl völlig genug sind und kaufte diese ein.
An dieser Stelle muss ich anmerken das der nächste Baumarkt ca. 250 Km vom Bauplatz entfernt liegt und eine Fahrt dorthin ca. fünf Stunden dauert.
Also gesagt getan, 250 Schrauben sind geordert und der Bau startet. Nach drei Tagen als ich auf die Baustelle komme sitzen die Schreiner auf dem Skelett und auf meine Frage was denn los ist kam die Info: „Der Vormann ist in die Stadt und kauft neue Schrauben wir können nicht weiter machen.“
Jetzt muss man nicht glauben das der Vormann direkt am Morgen gefahren ist, nein er hat bis mittags versucht zu berechnen wie viele Schrauben fehlen und ging dann auf die lange Tour. Ergebnis des Ganzen, der Vormann kam am nächsten Tag mit weiteren 250 Schrauben aus der Stadt zurück und sagte voller Stolz: „Sir, wir haben wieder Schrauben.“.
Nicht das er vor seiner Fahrt gefragt hätte welche zusätzlichen Materialien benötigt werden, nein, er ist die Strecke gefahren und hat die Schrauben gekauft.
Hieß dann für mich ab sofort, jede noch so kleine Bestellung auf Bedarf und Menge zu hinterfragen und die Bestellungen selber durchzuführen.

Aber ich wollte das Boot und daher rufe ich mir täglich den Werbeslogan des Philippinischen Tourismusverbandes „It’s more fun in the Philippines“ vor Augen.

Philippines Liveaboard short versionDer Baufortschritt

Man muss aber auch anerkennen, dass der Baufortschritt nach einer Lernphase auf beiden Seiten beachtlich ist. Wie ich schon in einem meiner vorherigen Beiträge erwähnte haben wir einen halb fertigen Rumpf erworben und wollten diesen auf unsere Bedürfnisse umbauen. Die Rausforderung lag darin diesen Rumpf um 6 Meter zu verlängern. Hierzu mussten wir den bestehenden Rumpf von einer Palawan vorgelagerten Insel auf das Festland überführen.
Diese Rausforderung meisterten wir mit Bravur und waren wir in der Lage den Rumpf um die fehlenden 6 Meter zu verlängern.
Aufgabe erledigt und einen Schritt näher zur Fertigstellung des Tauchboot Philippinen der M/Y Azalea.
Das Boot hat jetzt seine stattliche Länge von 22 Metern und eine Gesamtbreite von 5,30 Meter. Nach Fertigstellung des Skeletts für den Rumpf wurde dieser mit stabilen Holzbohlen beplankt und anschließend mit Fieber Glass ummantelt.
Kaum fertig mit diesem Arbeitsschritt begannen wir die Böden im Oberdeck und Unterdeck eizubauen.
Auch auf die Gefahr hin das ich mich wiederhole aber all diese Arbeiten erfolgten in traditioneller Arbeitsweise und es ist bemerkenswert mit welcher Genauigkeit die Schreiner Planke um Planke mit einer Kettensäge und einem Hobel in den Rumpf und den Boden einpassten.
Nach Fertigstellung der Böden konnten wir endlich mit der Gestaltung der Aufbauten beginnen. Kabinen, Küche, Speiseraum und Tauchdeck nehmen Gestalt an. Bei der Gestaltung der Aufbauten standen wir gemeinsam mit unserem Marine Architekten oftmals vor großen Rausforderungen. Hier ein zusätzlicher Balken der vorher nicht abzusehen war, dort die Erkenntnis das trotz langer Detailplanung die Flächen in der Realität oftmals nicht unseren Vorstellungen entsprachen.
Auch diese Arbeiten meisterten wir und sagen mit Stolz: Ein weiterer großer Schritt zur Fertigstellung des Tauchboot Philippinen kann als erledigt angesehen werden.

Philippines Liveaboard framing for substructure    Liveaboard Philippines cabine setup

Tank, Tank und noch einmal Tank

Parallel zu den Arbeiten an den Aufbauten haben die Arbeiten für die notwendigen Vorrats- und Entsorgungstanks begonnen. Ein großer Tank für die Frischwasserversorgung mit 2000 Liter Fassungsvermögen wird im Bug des Bootes installiert. Weitere zwei Tanks für den Dieselvorrat mit einem Gesamtfassungsvermögen von 2500 Liter werde aus Fieber Glass geformt und im Maschinenraum eingebaut.
Ein besonderes Augenmerk legten wir bei dem Bau eines Auffangtanks für Abwasser aus WC und Küche. Die Implementation gibt uns die Möglichkeit das gesammelte Abwasser im nächsten Hafen abzupumpen. Ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz, wenn die Infrastruktur in den philippinischen Häfen soweit sein wird das Abpumpen und entsorgen der Abwässer zu realisieren.

Die nächsten Schritte

Die nächsten Arbeiten mit denen bereits begonnen wurde sind die Inbetriebnahme des Motors und der Steuerung. Viel Technik, die meine vollste Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt und über die ich in meinem nächsten Beitrag berichte.
Parallel zu diesen Arbeiten erfolgen derzeit die Elektroinstallation und die Einrichtung der Bäder in den Kabinen.
Ich freue mich schon auf den Tag, wenn wir das triste grau des jetzigen Anstrichs durch den finalen Anstrich in weiß ersetzen und wir in See stechen.

Nicht mehr lange und unser Tauchboot Philippinen, die M/Y Azalea, bringt euch zu den wundervollsten Tauchplätzen rund um Palawan.

Ich freue mich wie immer über eure Anregungen und Bemerkungen und freue mich, euch auf unserer Yacht begrüßen zu dürfen.

Mit sonnigen Grüßen aus den Philippinen

Dirk